Ihre Idee war es, eine individuelle Apotheke zu eröffnen, in der die Kunden wirklich beraten und nicht nur mit Pillen abgefertigt werden. Das Studium war aber nichts für Katharina Rottmann und sie entschied sich, statt des vorgegebenen Pfads einen Seitenweg zu nehmen. Sie wurde Heilpraktikerin.
Zwölf Jahre übte sie diesen Beruf aus. Doch irgendwann erkannte sie, dass es nicht reicht, Krankheiten zu bekämpfen. Wenn man sie wirklich verhindern will, gibt es einen anderen Weg. „Ich wollte immer was Gesundes machen, habe aber zwölf Jahre nur mit Krankheiten gearbeitet. Für mich war klar, ich muss mal einen Schnitt machen. Ich muss an die Wurzel des Übels, und das ist die Ernährung.“
Also stand 2002 ein weiterer Spurwechsel an. Wie das Leben so spielt, überlegten sich zur gleichen Zeit Freunde von Katharina Rottmann, die Selbstständigkeit zu wagen. Die Bio-Welle stand noch am Anfang, damals wurde bio noch mit Vollkorn gleichgesetzt. Die beiden Vollkornbäcker wollten sich dem entgegenstellen und eine Bio-Bäckerei eröffnen, in der es auch ein ordentliches französisches Croissant gibt – bio halt, aber eben nicht zwangsläufig Vollkorn.
Die Idee stieß auf viel Begeisterung, zog immer weitere Kreise und Katharina Rottmann kam in Kontakt mit der Welt des Backens. Während die Freunde in der Backstube standen, war sie für den Verkauf und alles Organisatorische verantwortlich. Das traf sich aber gut, denn: „Letztendlich mache ich nichts anderes, als über gute Ernährung zu sprechen.“
Seit sechs Jahren führt Katharina Rottmann nun ihren eigenen Betrieb – die endorphina BACKKUNST. Mitten in Berlin-Neukölln verkauft sie vegane und glutenfreie Produkte. In einem anderen Kiez, wie dem Prenzlauer Berg, wäre der Andrang sicher noch größer. Aber aus Neukölln will Katharina Rottmann nicht weg, denn hier fühlt sie sich wohl. Auch beim Backen steht für sie der Mensch im Vordergrund und diesem Vorsatz folgt sie auf allen Ebenen. Ihre Lieferanten kennt sie persönlich. Sie verkauft nicht nur bio, sie bezieht auch regional. Ihr Müller sitzt im Spreewald, keine 80 Kilometer von Berlin entfernt, und beliefert die Bäckerei einmal in der Woche mit frischem Mehl. Wenn es ihr möglich ist, trifft sie ihre Zulieferer persönlich und besucht deren Betriebe.